Suizidprävention kommt vor Suizidassistenz

Die Vorsitzenden von TSD Frank Ertel und Michael Hillenkamp (Quelle: TSD/Silke Schönfelder)
Die Vorsitzenden von TSD Frank Ertel und Michael Hillenkamp (Quelle: TSD/Silke Schönfelder)

TelefonSeelsorge Deutschland positioniert sich zur Stellungnahme des Ethikrats

Die TelefonSeelsorge Deutschland (TSD) begrüßt die Stellungnahme des Deutschen Ethikrates „Suizid – Verantwortung, Prävention, Eigenverantwortlichkeit“. Dort wird die Notwendigkeit einer umfassenden Suizidprävention betont. Dies fordert die TelefonSeelsorge in Übereinstimmung mit dem Nationalen Suizidpräventionsprogramm (NaSPro). Eine auf verschiedenen Ebenen implementierte, national koordinierte Präventionsarbeit muss vor einer gesetzlich geregelten Suizidassistenz stehen.

„In der Suizidprävention geht es nicht nur um das Auffangen kurz vor der letzten Entscheidung, sondern um eine kontinuierliche und verantwortliche Begleitung, auch im Vorfeld einer akuten Suizidalität“, sagt Frank Ertel, evangelischer Vorsitzender von TelefonSeelsorge Deutschland. „Eine akute Krisenintervention kann situativ die Suizidalität verringern, sie reicht aber häufig nicht aus, um dauerhaft die Perspektive der Betroffenen zu ändern.

Von daher ist deutlich mehr notwendig, als TelefonSeelsorge leisten kann. Nichtsdestotrotz leisten wir als Anlaufstelle für hochbelastete Menschen einen wesentlichen Beitrag zur Suizidprävention.“ Menschen mit chronischen psychischen oder körperlichen Krankheiten, Menschen mit einer Suchtproblematik, Menschen die unter Einsamkeit leiden, sind Risikogruppen für Suizid. Mithilfe des 24 Stunden besetzten Telefons, mit Chat- und Mailangeboten und in persönlichen Gesprächen bietet TelefonSeelsorge einen Entlastungsraum an.

„Wir erleben tagtäglich, dass der Begriff „Suizidalität“ ein breites Spektrum an personalen, sozialen und gesellschaftlichen Phänomenen umfasst“, führt der katholische Vorsitzende der TSD Michael Hillenkamp aus. „Insofern hat der Ethikrat eine gute Perspektive gewählt, wenn er die Förderung der Selbstbestimmungsfähigkeit von Menschen voraussetzt, damit sie kognitiv und emotional in der Lage sind, eine wirklich freie Entscheidung zu treffen.“

Zahlen zur Suizidalität in Deutschland
Laut statistischem Bundesamt sind 2020 9.206 Menschen in Deutschland an Suizid gestorben. Damit übersteigt ihre Zahl deutlich die Zahl der durch Verkehrsunfälle, Mord und Totschlag, illegale Drogen und AIDS zu Tode Gekommenen. Schätzungen gehen von weit über 100.000 Suizidversuchen aus. (Quelle: www.naspro.de/dl/Suizidzahlen2020.pdf)

Skip to content